Ein Besuch im Seniorenstift Schönborn Haus und in der St. Anna-Virngrund-Klinik
Vor dem Karrierestart lediglich Berufsbeschreibungen zu lesen ist doch staubtrocken. Daher haben wir uns
für euch mit vier Auszubildenden aus dem Pflegebereich unterhalten und etwas in deren praktischen
Berufsalltag hinein geschnuppert.
Es ist 6.15 Uhr und im Seniorenstift Schönborn Haus in Ellwangen herrscht rege Betriebsamkeit. Für das Pflegepersonal hat die Frühschicht begonnen – auch für Burak Halici. Er absolviert beim Schönborn Haus in Ellwangen eine Ausbildung zum Altenpfleger und ist im ersten Lehrjahr. Der freundliche, junge Mann macht sich bereits kurz nach seinem Schichtbeginn zu einem ersten Rundgang auf, um zu sehen, wer von den Bewohnern schon wach ist und wie es ihnen geht. Burak Halici hilft beim Waschen, Kämmen und Anziehen, bevor es für die Bewohner Frühstück gibt. „Viele von ihnen brauchen da einfach Hilfe“, erklärt er.
Rund 105 Bewohner leben derzeit im Schönborn Haus in Ellwangen und werden dort in stationärer Pflege, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege oder nach ambulanten Operationen gepflegt und versorgt. „Die Pflegebedürftigkeit der Bewohner ist unterschiedlich“, erklärt der Auszubildende, während er für einige der Frühstückenden Brote schmiert und ihnen beim Essen hilft. Manche Bewohner benötigen auch Medikamente. Die kann Burak Halici aber noch nicht austeilen. „Das dürfen wir erst im zweiten Lehrjahr“, sagt er. Dann haben die Azubis nämlich das erforderliche medizinische Fachwissen.
Motivierendes Feedback
Nach dem Frühstück hat das Pflegepersonal alle Hände voll zu tun: Ab etwa 10 Uhr müssen die Bewohner weiter versorgt werden. Burak Halici hilft bei Toilettengängen, versorgt kleine Wunden und misst auch bei einigen Bewohnern den Blutdruck. „Klar geht es manchmal während der Schichten stressig zu“, räumt der Auszubildende ein, während er auf dem Gang eines Wohnbereichs gut gelaunt hin und her eilt. „Aber man hat mit den älteren Menschen oft nette Gespräche und bekommt viel Positives zurück“, betont er.
Genau das hat auch Lea Hofmann dazu motiviert im vergangenen September beim Schönborn Haus eine Ausbildung zur Altenpflegerin zu beginnen. „Der Umgang mit den Menschen macht unheimlich Spaß.“ Die 18-Jährige lernte das Schönborn Haus bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr kennen. „Ich habe mich dort in dem netten Team gleich gut aufgehoben gefühlt.“ Außerdem sei die Ausbildung sehr abwechslungsreich: „Wir lernen bei Außeneinsätzen auch die Pflege im häuslichen Bereich kennen. Praktika in der Klinik und der Psychiatrie gehören ebenfalls dazu“, erzählt Lea Hofmann.
Hervorragende Perspektiven
„Wir übernehmen in der Regel alle unsere Schüler nach der Ausbildung und es gibt viele Aufstiegsmöglichkeiten, zum Beispiel zur Wohnbereichsoder Pflegedienstleitung“, sagt Jörg Pöhler, Heimleiter des Schönborn Hauses. Bevor sie sich mit dem Thema Weiterbildung beschäftigen, konzentrieren sich Lea Hofmann und Burak Halici aber erst einmal auf ihre Ausbildung. Eines steht für Burak Halici aber fest: „Ich habe genau den Beruf gefunden, der zu mir passt“, sagt er und betont: „Jeder Tag hier ist anders und das ist genau mein Ding.“
Kleiner Ortswechsel
An der St. Anna-Virngrund-Klinik berichten uns Charlotte Beerhalter und Marvin Haas über spannende Ausbildungsgänge. Während die 20-Jährige eine Ausbildung im 3. Lehrjahr zur Gesundheits- und Krankenpflegerin macht, hat sich der 24-Jährige für einen etwas anderen Weg entschieden: Eine Ausbildung mit integriertem Studium im Bereich angewandte Gesundheitswissenschaften für Pflege und Geburtshilfe. Hier kooperiert die Klinik mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Vergangenes Jahr hatte Haas nach vier Jahren nicht nur sein Staatsexamen in der Gesundheits- und Krankenpflege in der Tasche, sondern auch noch einen Bachelor-Abschluss. Derzeit macht er noch einen Master in Pflegepädagogik.
Beste Referenzen
„Schon als ich in der St. Anna-Virngrund-Klinik mein Bewerbungsgespräch hatte, habe ich ein gutes Gefühl gehabt“, erinnert sich Haas. „Das ganze Umfeld war mir gleich sympathisch, außerdem hat die Klinik sehr gute Referenzen.“ Die vierjährige Ausbildung hat dem jungen Mann auch aus dem Grund sehr viel Spaß gemacht, weil er ganzheitliche Einblicke in die Pflege erhalten hat und alle Bereiche und Stationen einmal
durchlaufen durfte.
Schnuppern auf allen Stationen
„Alle unsere Pflege-Azubis dürfen während ihrer Ausbildung einmal in allen zehn Stationen arbeiten“, sagt Joana Ruf, Schulleiterin der Krankenpflegeschule in Ellwangen. So erleben die jungen Leute den Berufsalltag in der Chirurgie, der Kardiologie und der Intensivstation ebenso wie in der Notfallambulanz, der Sozialstation oder im Hospiz. „Dass wir dort auch schon viel
Verantwortung übernehmen dürfen, ist super“, sagt Beerhalter. „Wir haben auf jeder Station aber auch einen Mentor an unserer Seite, den wir alles fragen können.“ Und Joana Ruf ergänzt: „Unsere Auszubildenden lernen an unserer Schule im Vorfeld mit Praxisanleitern alles, was sie dann auf den Stationen wissen und umsetzen sollten.“
Viele Zukunftsoptionen
Charlotte Beerhalter wird nach dem Abschluss ihrer Ausbildung in diesem Jahr übernommen – und zwar auf der Station „Innere Medizin“. „Das ist meine absolute Wunschstation“, freut sie sich. In diesem Bereich seien die Krankheitsursachen nicht immer gleich ersichtlich und man mache viel Diagnostik. „Das ist unheimlich spannend.“ Haas hat dagegen etwas andere Pläne: „Ich möchte nach dem Master als Lehrer einer Klinikschule arbeiten“, sagt er.
Träger des Systems
Die Übernahme nach Ausbildungsabschluss ist auch an der St. Anna-Virngrund-Klinik nahezu garantiert. „Wir bilden in erster Linie für unseren eigenen Bedarf aus“, sagt Ruf. Die meisten würden zu Gesundheits- und Krankenpflegern sowie zu Krankenpflegehelfern ausgebildet. „Unsere Azubis lernen auch ganzheitliche Pflegemaßnahmen für die Patienten zu planen und diese nach einiger Zeit zu überprüfen“, erläutert die Schulleiterin. Daher sollten die Jugendlichen in dem Beruf auch Freude daran haben, das Gesundheitssystem aktiv mitzuentwickeln – zum Beispiel indem sie den Stationsalltag oder die individuellen Behandlungen der Patienten mitgestalten. Joana Ruf bringt die Bedeutung der Pflegefachkräfte zum Schluss mit folgenden Worten auf den Punkt: „Als größte Berufsgruppe in dem Bereich sind sie die Träger unseres Gesundheitssystems.“