Jedes Jahr stellen sich viele junge Leute die Frage, welchen Berufsweg sie einschlagen wollen. Das immer größer werdende Angebot macht die Entscheidung oft nicht leicht – im Gegenteil. Denn der Job fürs Leben muss viele wichtige Kriterien erfüllen: Er soll ein Beruf mit Zukunft sein, in dem man sich entfalten und weiterentwickeln kann. Und überhaupt was Sinnvolles tun – das wäre auch nicht schlecht!
Karriere und Weiterbildung
Wer weiterhin nach einer Antwort sucht, der findet sie unter anderem auch im Handwerk. Denn: All das hat das Handwerk zu bieten. Über 130 Ausbildungsberufe stehen jungen Menschen zur Wahl. Die Aufgaben sind dabei vielfältig: Denn im Handwerk kann man nicht nur reparieren und bauen, sondern auch beraten, kreieren und erfinden. Innovation und Tradition gehören zur Arbeit dazu!
Bis Ende August 2019 haben sich laut Handwerkskammer Ulm 2.786 junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zwischen Ostalb und Bodensee entschieden, 568 davon im Ostalbkreis. Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm meint: „Als Handwerker stehen einem heute und morgen alle Türen offen. Ein krisensicherer Job, die Selbstständigkeit mit dem eigenen Betrieb oder auch ein Studium.“
Ganz klar: Das Handwerk verzeichnet eine positive Konjunktur. Die Handwerkskammer Ulm bestätigt vom Jagsttal bis zum Bodensee eine weithin gute Auftragslage und einen steigenden Bedarf an Fachkräften. Arbeit mit Zukunft – und damit auch goldenem Boden – lautet die Devise!
Geschick und Kreativität sind entscheidend
Die unterschiedlichen Ausbildungsberufe bieten eine abwechslungsreiche Zeit, die Theorie und Praxis vereint. Das bedeutet für die Auszubildenden, dass sie einen Teil der Lehre in Berufsschulen verbringen und einen Teil im Betrieb. Je nach Fachrichtung dauert die Lehre zwischen drei und dreieinhalb Jahren. In manchen Fällen kann man auch auf zwei Jahre verkürzen, beispielsweise mit einem Abiturabschluss. Das Ende der Lehre bildet die Gesellenprüfung, die nötig ist, um ein Handwerk in Deutschland auszuüben.
Gute Schulleistungen sind nie verkehrt, aber bei den verschiedenen Ausbildungsberufen im Handwerk ist meist weniger entscheidend, ob es sich dabei um einen Haupt- oder Realschulabschluss handelt oder ums Abitur. Vielmehr sind die persönlichen Fähig- und Fertigkeiten ausschlaggebend. Natürlich stellt jeder Handwerksberuf unterschiedliche Anforderungen, aber allen gemein ist, dass ein gewisses handwerkliches Geschick und Kreativität nötig sind. Wer den ganzen Tag im Büro vor dem Computer sitzen möchte, ist im Handwerk daher eher fehl am Platz. Denn wie der Name schon vermuten lässt, geht es darum, etwas mit den Händen zu erschaffen und somit anderen das Leben zu erleichtern und/oder zu versüßen.
Eine Ausbildung ist der beste Einstieg, um einen Handwerksberuf auszuüben. Schließlich lernen die Lehrlinge so alle wichtigen Fertig- und Fähigkeiten in Theorie und Praxis. Doch die Ausbildung ist nicht alles. In den verschiedenen Handwerksberufen bestehen unterschiedliche Möglichkeiten, um sich weiterzubilden und zu spezialisieren.
Wer denkt, dass er mit einem Handwerksberuf schnell das Ende der Karriereleiter erreicht hat, der irrt sich gewaltig! Je nach persönlichem Ziel bietet eine Handwerksausbildung die Basis für eine erfolgreiche Zukunft. Was in diesem Bereich allen gemein ist, ist die Meisterprüfung. Diese ist natürlich kein Muss, aber mit dieser Ausbildung vertieft man seine Kenntnisse und hat die Möglichkeit entweder selbst einen Betrieb aufzumachen und/oder eigene Gesellen auszubilden.
Für alle Berufe gibt es einen Meister
Der Ablauf einer Meisterausbildung ist allerdings von Handwerk zu Handwerk verschieden. Oft handelt es sich dabei um eine schulische Vollzeitausbildung, die zwischen einem und zwei Jahren dauert, wie zum Beispiel im Brauwesen oder im Holzbau. Es gibt allerdings Handwerksberufe, in denen eine berufsbegleitende Meisterausbildung möglich ist, wie zum Beispiel beim Anlagenmechaniker.
Während die Fachschulen für einige Berufe nur einen einheitlichen Meister anbieten, gibt es
für andere Handwerksarbeiten verschiedene. Letzteres gilt zum Beispiel für Maler und Lackierer, die sich im Meister auf die Bereiche Gestaltung und Instandsetzung, Bauten und Korrosionsschutz oder Denkmalpflege spezialisieren können.
Fort- und Weiterbildung
Neben der Meisterprüfung gibt es für fast alle Handwerksberufe eine Vielzahl von Fort- und Weiterbildungen.
So kann ein Meister sich zum Betriebswirt/-in im Handwerk weiterbilden. Die Ausbildung ergänzt das Wissen aus der Meisterprüfung um Themen, die für die Betriebsführung wichtig sind, wie beispielsweise Personalwesen, Buchhaltung und Marketing.
Wer in einen Beruf im Bau- und Ausbaugewerbe eintritt, kann sich zu einem Gebäudeenergieberater/-in im Handwerk fortbilden. Diese Fachleute sind dringend gesucht, da sie das Know-How haben, Immobilieninhaber zu beraten und wirtschaftliche Konzepte zur energiesparenden Modernisierung zu entwickeln.
Wer seine Leidenschaft in der Kreativität fi ndet, der kann die Fortbildung zum Gestalter/-in im Handwerk absolvieren, und das in fast allen Bereichen. Neben den „kreativeren“ Goldschmieden und Schmieden können sich zum Beispiel auch Schreiner, Drechsler, Fotografen, Friseure, aber auch Maler so kreativ weiterbilden.
Hochschulstudium – auch ohne Abitur
Als Geselle/-in mit einigen Jahren Berufserfahrung erwirbst man automatisch die „fachgebundene Hochschulreife“. Das heißt, dass Gesellen im Bereich ihrer Ausbildung ein Studium starten können.
Die erfolgreich bestandene Meisterprüfung gilt, wie das Abitur, als „Allgemeine Hochschulzugangsberechtigung“. Mit der Meisterprüfung ist also der Zugang zu Universitäten und Hochschulen offen, um hier ein Studienfach der eigenen Wahl anzufangen. So absolvieren beispielsweise einige Zimmerer ein Architekturstudium, weil mit der vorherigen Lehre die perfekten Grundlagen geschaffen werden. Dabei hat der Studierende die Wahl, ob er in Vollzeit oder berufsbegleitend studieren möchte.
Besonders spannend: das duale Studium
Einen Ausbildungsberuf wählen oder doch lieber ein Studium in Angriff nehmen? Viele Abiturienten stehen vor dieser Frage. Eine Option, die die positiven Aspekte beider Möglichkeiten verbindet ist ein duales Studium.
Vielseitige duale Möglichkeiten
Duale Studiengänge werden zum Beispiel von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) angeboten. Zur Auswahl stehen euch dort etliche Studiengänge der Bereiche Wirtschaft, Technik, Sozialwesen und Gesundheit. Abgeschlossen werden diese jeweils nach drei Jahren mit einem Bachelor. Die Duale Hochschule kooperiert dabei mit einer Vielzahl an Partnerbetrieben. Bei einem der Partnerbetriebe müsst ihr euch rechtzeitig vor Studienstart bewerben – und zwar ganz genauso wie für einen Ausbildungsplatz. Die theoretischen Kenntnisse eures Studiums erlernt ihr in Vorlesungen an der Hochschule und das praktische Know-how vermittelt euch euer Partnerbetrieb, bei dem ihr schon richtig mit anpacken und Verantwortung im Arbeitsalltag übernehmen dürft. So könnt ihr bereits während des Studiums wertvolle Erfahrungen in der Berufswelt sammeln.
Neben einem Studiengang an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg habt ihr außerdem noch die Möglichkeit, unter dualen Bildungsmodellen zu wählen, bei denen ihr sowohl einen anerkannten Ausbildungsabschluss, als auch einen Studienabschluss erwerbt. Hierzu gibt es verschiedene innovative Modelle – wie die Modelle „Studium & Ausbildung dual“ des Graduate Campus der Hochschule Aalen oder „Allgemeiner Maschinenbau plus“ der Hochschule Aalen. Während bei ersterem mit einer kaufmännischen Ausbildung ein BWL-Studium begonnen wird, bietet letzteres die Möglichkeit einen Studienabschluss im Maschinenbau plus einen anerkannten Facharbeiterabschluss einer technischen Ausbildung zu erlangen.
Spannend ist zudem der „Dual Degree“, bei dem du in vier Jahren neben einer Ausbildung ein BWL-Studium absolvierst. Bei all diesen Modellen habt ihr ebenfalls einen Ausbildungsbetrieb, der euch mit Rat und Tat beim Karrierestart unterstützt. Natürlich gibt es noch weitere spannende duale Modelle.